Samstag, 9. März 2013

Der Schutzengel - Langbein

Wie doch ein Schutzengel so manches Mal Hilfreich sein kann, zeigt dieses nette Gedicht des Dichters Langbein, der von 1757 bis 1835 lebte.

Schutzengel anderer Art - in allen möglichen Formen, hauptsächlich auch als Geschenkartikel - sind heute noch begehrte Lebensbegleiter.





Der Schutzengel.

Auf eines Berges steilem Nacken,
Umstarrt von hohen Felsenzacken,
Stand eine feste Burg am Rhein,
Bewohnt von Hans von Eberstein.
Ein Dorn im Auge war dem Kaiser,
Otto dem Großen, längst dieß Schloß;
Denn Hans, das Haupt der Grafenhäuser,
War seiner Feinde Bundsgenoß.

Die Burg, so hoch wie Adler fliegen,
War schwer mit Heermacht zu besiegen,
Und Kriegskunst, Wachsamkeit und Muth
Vereinten sich zu ihrer Huth.
Doch hoffend, daß sie unterm Schleier
Der Nacht zu überrumpeln sey,
Erscholl ein Aufgebot nach Speier
Zu einem festlichen Tnrnei.

Graf Eberstein, dazu geladen,
Befahrte weder Trug noch Schaden,
Und ritt mit Otto's Freigeleit
Vergnügt hinab zum Lanzenstreit.
Froh hieß der Kaiser ihn willkommen,
Und sprach zugleich in seinem Sinn:
„Dein Schlößlein wird bei Nacht genommen,
Und morgen bin ich Herr darin."

Gefeiert mit gerechtem Ruhme,
War Hans an Seel' und Leib die Blume
Der edlen deutschen Ritterschaft
Ein Biederheld voll Jugendkraft.
Auch jetzt erkämpfte seine Lanze
Des Sieges Dank aus zarter Hand,
Und freundlich war beim Reihentanze
Der Fräulein Blick zu ihm gewandt.

Des Kaisers Tochter, hold dem Ritter,
Erbebte vor dem Ungewitter,
Das sich, indeß man Freundschaft log,
Ob seiner Burg zusammenzog.
Sie stellte sich mit ihm zum Reigen,
Und raunte tanzend ihm ins Ohr:
„Graf, säumet nicht, zu Roß zu steigen,
Und schützt vor Feinden Euer Thor!' —

Er war im Flug auf seiner Feste,
Und leise zogen ehrne Gäste
Im Morgengrau die Felsenbahn,
Vom Kaiser selbst geführt, hinan.
Hans aber stand beherzt und munter,
Von seinen Fähnlein rings umweht,
Und grüßte von dem Wall herunter:
„Willkommen Eure Majestät!"

Bestürzt rief Otto: „Was, der Geier!
Ich denke, Du bist noch in Speier. —
Ha! liebreich that ein Plaudermund
Dir meine Kriegslist heimlich kund.
Doch Du gefällst mir, kühner Degen,
Zur Scheide kehrt zurück mein Schwert,
Und Deine Traute sey, mit Segen
Zur lieben Hausfrau Dir gewährt." —


Hans flog hinab die Felsenstufen
Und unter lautem Jubelrufen
Der Seinen und der Kaiserschaar,
Umarmte sich das Heldenpaar.
Mit Freuden schied vom Fürstenrange
Die Braut des edlen Eberstein,
Und reich an Gütern blühte lange
Sein wackeres Geschlecht am Rhein.

(August Friedrich Ernst Langbein)


August Friedrich Ernst Langbein (* 6. September 1757 auf Schloss Klippenstein in Radeberg; † 2. Januar 1835 in Berlin) war ein seiner Zeit viel gelesener deutscher Dichter und Romanschriftsteller. (Quelle: Wikipedia)

Passend zu dem Gedicht um die Burg Alt-Eberstein rankt sich auch eine Sage, die in der Trinkhalle Baden-Baden bildlich dargestellt ist:

Alt-Eberstein. Fresko von Jakob Götzenberger in der Trinkhalle Baden -Baden, 1844.

Der Straßburger Bischof liegt im Streit mit Kaiser Otto I., in dem die Grafen von Eberstein dem Bischof zur Seite stehen. Der Kaiser ist davon wenig erfreut und beschließt die Belagerung der Burg, um die Grafen auszuhungern. Als nach über einem Jahr noch kein Erfolg der Belagerung abzusehen ist, denkt sich der Kaiser eine List aus, um der Burg habhaft zu werden und lädt diese zu einem Turnier nach Speyer ein. Sein Hintergedanke ist, ohne die Anwesenheit der Grafen die Burg leicht einzunehmen. Des Kaisers Tochter findet jedoch Gefallen am jüngsten Grafen und verrät ihm den Plan ihres Vaters. Die eiligst zurückkehrenden Grafen von Eberstein können den erneuten Angriff der kaiserlichen Soldaten gerade noch abwehren und bleiben siegreich. Da die Soldaten des Kaisers jedoch nicht allzu strebsam waren, sind die Kornkammern und Weinkeller der Grafen noch stark gefüllt und können noch einer längeren Belagerung standhalten. Um dies auch dem Kaiser zu verdeutlichen zeigen die Grafen den kaiserlichen Inspektoren ihre Vorräte. Der Kaiser, den die Belagerung zu viel Geld kostet, zeigt sich von der Listigkeit der Grafen beeindruckt und macht sie zu seinen Verbündeten, indem er seine Tochter Wendelgard dem jüngsten Grafen Eberhard zur Frau gibt.
(Quelle: Wikipedia)

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